Protokoll für die Telefonkonferenz der Grünen 60plus am 25. 03. 20, 18:00h – 20:00h
Anwesend: Gabriele, Alfred, Stephan, Dagmar, Sabine, Kalle, Petra, Markus, Karl-Heinz, Chrissie, Jörg, Christa, Volker, Barbara, Stefan (HL)
Die Telefonkonferenz wird mittels meetgreen.de durchgeführt. Jörg hatte zu Beginn ein Problem, als Moderator ins Netz zu kommen. Deshalb war die Anfangsorganisation etwas holperig. Es konnten sich aber alle 15 Teilnehmer*innen einwählen und mitmachen.
TOP 1: Christa berichtet über die Konstituierung der Bürgerschaft nach der Wahl. Alles steht derzeit unter dem Zeichen der Corona-Epidemie. Um die Abstandsregeln zwischen den Abgeordneten einhalten zu können, wurde alle Fraktionen gebeten, nur die Hälfte ihrer Mitglieder zu entsenden. Haben sich alle daran gehalten, bis auf die AfD.
Christa hat freiwillig auf ihre Anwesenheit verzichtet. Hinsichtlich der Verteilung der Aufgaben in der Fraktion ist man noch nicht sehr weit gekommen; Christa könnte möglicherweise seniorenpolitische Sprecherin werden. Jens Kerstan hat noch einmal davor gewarnt, die Corona-Epidemie nicht ernst genug zu nehmen. Die Lage sei wirklich sehr ernst.
Volker will wissen, wie die Bürgerschaft sich angesichts Corona organisiert bzw. koordiniert. Christa schlägt vor, dieses sehr weite Feld an anderer Stelle zu besprechen, weil das den Rahmen dieses Treffens sprengen würde.
Im Hinblick auf Alternativen zur Telefonkonferenz schlägt Marcus vor, nicht ZOOM zu verwenden, weil bei diesem Produkt alle Daten in den USA landen. Er will sein Bild nicht auf irgendeinem Server in den USA gespeichert wissen; er weist darauf hin, dass man bei ZOOM auch eine Audio-Teilnahme vornehmen kann.
Top 2: Jörg berichtet über eine Auswertung der Wahlergebnisse im Hinblick auf das Wahlverhalten der Menschen über 60 Jahre. Die Resultate wurden zusammen mit der Einladungsmail für dieses Treffen verschickt. Der erste Eindruck mag etwas ernüchternd sein: Während die Grünen 24% der Gesamtstimmen errungen haben, sind sie bei den >60jährigen nur von 12% gewählt worden. Wenn man sich die „Parteienkompetenzen“ anschaut muss man sich nicht allzu sehr darüber wundern, weil das ganz überwiegend die Ökologie ist und nur sehr gering seniorenspezifische Themen sind. Man könnte deshalb verstehen, wenn Parteistrategen sagen würden, „wir müssen uns um die Alten gar nicht sonderlich bemühen, denn die wählen uns ja sowieso nicht“. An diese Stelle ist es wichtig zu untersuchen, ob es unter den Alten auch Wechselwähler gibt. Dazu kann man sich die Veränderung über die vergangenen vier Bürgerschaftswahlen ansehen. Man findet dann, dass der Anteil der Alten unter der Wählerschaft der Grünen kontinuierlich gestiegen ist. Es lohnt sich also doch! – natürlich ganz abgesehen davon, dass es politisch für eine Partei, die die ganze Bevölkerung im Blick haben will, völlig unverzichtbar ist, sich um die Alten zu bemühen.
Petra Strehmel ergänzt, dass jetzt die „Babyboomer“ in die Gruppe der >60er kommen und damit auch andere Interessen und Sichtweisen in diese Gruppe einbringen.
Top3: Christa sieht durch Corona mittelfristig die Gefahr der De-Solidarisierung in der Gesellschaft bzgl. Junge vs. Ältere. Derzeit stellen die Corona-Maßnahmen vor allem für die Jüngeren viele Belastungen dar. Es zeigt sich jetzt auch besonders, dass wir viel mehr Kommunikationstool brauchen, die besonders für Ältere geeignet sind. Sie denkt da an eine Angebotsoffensive mit Intensivschulungen. Sie verweist dazu auf Dagmar Hirche „Wege aus der Einsamkeit“). Letzten Endes werden wir aber erst in ca. einem Jahr wissen, welche Folgen die Corona-Krise für die Senioren hatte. Sabine meint, dass auch Altenheime Tools und Schulungen zur elektronischen Kommunikation haben sollten, wobei es besonders auf die Schulung des Personals ankommen wird, weil die Senioren die Inbetriebnahme oft selber gar nicht mehr bewältigen können, aber sehr davon profitieren können, wenn dann alles klappt. Barbara weist auf die „Generationenbrücke“ in Hamburg hin.
Marcus sagt, dass der Philosoph Nida-Rümelin ein Modell diskutiert hat, in dem die Jüngeren aus ihren Beschränkungen entlassen würden, damit sie ihren regulären Beschäftigungen wieder nachgehen können, während die Älteren, bei denen man davon ausgehen muss dass 3% von ihnen an der Infektion sterben, sich aus eigenem Interesse stärker als bisher isolieren sollen. (Anm. Jörg: Das würde bedeuten, dass die „Durchseuchung“ der jüngeren deutschen Bevölkerung sehr rasch erfolgen würde, so dass eine Überlastung der Intensivstationen durch ältere Infizierte nur dann zu vermeiden wäre, wenn die Älteren einer sehr strengenIsolierung unterworfen würden! Davon spricht übrigens auch Nida-Rümelin („Cocooning“).)
Top 4: Kalle berichtet über den Status des AfC-Flyers. Er verweist dazu auf die Notizen von Gabriele, die über unseren Verteiler geschickt wurden. Ein neuer Termin wurde noch nicht vereinbart.
Top 5: Gabriele war vor 2 Wochen in Bern. Ein Kurzprotokoll ihres Gespräches mit Frau Hunziker wurde über unseren Verteiler an alle geschickt. Frau Hunziker wird in Bern von 3 Frauen unterstützt, deren Stellen von der Stadt finanziert werden. Zwei dieser Damen sind dafür zuständig, zuverlässige Nachbarschaftshilfen zu installieren. Sie arbeiten dafür ein Quartier nach dem anderen ab und organisieren die Hilfen so, dass sie sich anschließend selbst überflüssig gemacht haben. Es wurde ein Jobbörse eingerichtet, in der Hilfe bei Älteren durch Jüngere vermittelt wird. Das wird von beiden Seiten gerne angenommen. Zur besseren „Möblierung“ des Innenstadtbereichs (der weitestgehend verkehrsberuhigt ist) wurden viele rote Stühle und rote Tische angeschafft und in der Innenstadt verteilt. Sie können von allen beliebig benutzt werden, z.B. für kleine Treffen ohne Konsumzwang oder einfach zum Ausruhen. Das wird lebhaft angenommen, von Missbrauch oder Vandalismus wurde nicht berichtet. Eingerichtet wurde auch das Konzept „Nette Toilette“. Dabei bekommen teilnehmende Gastronomen 1000 CHF pro Jahr dafür bezahlt, dass sie ihre Toiletten der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung stellen, sie sauber halten und mit einem Hinweisschild am Eingang darauf hinweisen. Auch im Stadtplan der Gemeinde sind diese Gaststätten markiert. Die Idee dazu kam übrigens aus Deutschland. Stefan weist darauf hin, dass das in Lübeck auch realisiert ist.
Gabriele berichtet weiter, dass es in Bern auch Angebote zum Wohnungstausch und für „Wohnen gegen Hilfe“ gegeben hat. Beides wurde aber nicht gut angenommen. Der Begriff AfC ist in Bern nicht sehr sichtbar, der unmittelbare Kontakt mit der WHO ist eher gering. Die Mitgliedschaft hat aber dazu geführt, dass alle Behörden alle ihre Maßnahmen mit Frau Hunziker abstimmen müssen. Dadurch sind die AfC-Kriterien allen Behörden bekannt und geläufig. Frau Hunziker würde auch nach Hamburg kommen, falls sie eine Einladung von der „politischen Ebene“ erhalten würde.
Es ist uns klar, dass das AfC-Modell Bern (140 000 Einwohner) nicht 1:1 auf Hamburg übertragen werden kann. Es wird eben die/unsere Aufgabe sein herauszufinden, wie wir in Hamburg am besten vorangehen sollten. Christa meint, ein erster Schritt könnte sein, dass die Seniorenbeiräte in Hamburg nicht nur angehört werden müssen, sondern bei allen Maßnahmen so etwas wie ein Vetorecht bekommen.
Top 6: Für eine Diskussion hierzu war es schon zu spät. Jörg regt an, dass sich alle bis zum nächsten Treffen Gedanken zu unserer nächsten öffentlichen Veranstaltung machen.
Jörg erinnert daran, dass wir unsere Sprecher neu wählen müssen. Jörg und Christa schlagen vor, dass beide diese Aufgabe zunächst weiterhin ausüben, bis die Corona-Krise uns etwas mehr Luft gibt. Dies ist im Einklang mit der Empfehlung des Landesvorstands, demzufolge es noch keinen Konsens für den Umgang mit geheimen Wahlen übers Internet gibt.
28.03.2020
Jörg Rossbach
Zur Erinnerung: Unser alter Themenspeicher:
- Renten-Eintrittsalter (Rolle des Ehrenamtes)
- Was bedeutet Erfahrung?
- Brutto-Nationalglücks-Index bzw. Hamburger Wohlfahrts-Index
- Gemeinwohl-Ökonomie. Alfred: Z.B. sollten bei der Vermarktung von Produkten die Belastung der Gesellschaft durch die Herstellung mitgeteilt werden. Belastungen der Gemeinschaft sollten mitgeteilt und steuerlich belastet werden.
- Einrichtung eines „Salons“ mit dem Ziel ca. alle 2 Monate einen offenen Gesprächskreis anzubieten. Idee: ein schöner Raum im Rathaus. Christa fragt Anna.