Positionspapier: Alle reden vom Klima: Wir auch!

Positionspapier

Alle reden vom Klima: Wir auch!

Einleitung
Vom 31.10. – 13.11.2021 fand die WeltKlimakonferenz (COP2) der Vereinten
Nationen statt. Wir fordern die Verhandlerinnen und auch die neue Bundesregierung auf, im Nachgang zu dieser Konferenz weiterhin die Einhaltung des 1,5 Grad Ziels zu bekräftigen und weitere umfassende Verabredungen zu beschließen, die dazu führen, dass Klimaziele eingehalten werden. Wir Grünen 60plus aus Hamburg halten dazu folgendes fest: Die Klimaveränderung verursacht schon heute verheerende Schäden. Krankmachende Hitzewellen, gefährliche Dürren, Erdrutsche und Überschwemmungen werden zur Normalität, wenn wir nicht sofort gegensteuern. Viele Staaten machen trotz wissenschaftlicher Fakten nicht so viel wie notwendig wäre, um unkontrollierbare Katastrophen abzuwenden. Weil die Staaten dadurch Grundrechte verletzen, gehen weltweit immer mehr Menschen vor Gericht. Klagen dazu gibt es aus den Niederlanden, USA, Norwegen, den Philippinen und der Schweiz. Es geht um die Verteidigung einer für alle lebenswerten Zukunft – ohne Klimakollaps.

Appell und Forderungen

Durchschnittlich 37% der Hitzetoten in den jeweils vier wärmsten Monaten lassen sich laut Fachblatt „Nature Climate“ weltweit auf den Klimawandel zurückführen. Ältere Menschen sind durch starke Hitze besonders gefährdet, da die körpereigene Temperaturregulierung nicht mehr optimal funktioniert. Besonders allein lebende Ältere mit Mobilitätseinschränkungen, ungünstiger Wohnsituation, bestimmten Vorerkrankungen und Pflegebedürftige sind gefährdet. Auch Altersarmut ist ein zusätzlicher Risikofaktor. Herzinfarkte, Schlaganfälle, Lungenentzündungen, Thrombosen und Verwirrtheitszustände treten während Hitzewellen verstärkt auf. Wir älteren Menschen sind somit die von den zunehmenden Hitzewellen am stärksten betroffene Bevölkerungsgruppe, denn unsere Gesundheitsbeeinträchtigungen und unsere Mortalität ist besonders hoch. Experten wie Dr. Ralph Krolewski schätzen, dass die Übersterblichkeit zwischen acht und zwölf Prozent liegt. Prävention der Pflegebedürftigkeit ist daher nicht nur eine soziale Forderung, sondern auch ein Mittel, Ressourcen zu sparen. Wir fordern zudem umfassendere, auf dieses Ziel angepasste Maßnahmen und die bestmögliche Umsetzung von bereits beschlossenen Maßnahmen. Wir fordern daher auch die Ausweitung öffentlicher grüner Gestaltungsräume mit hohem ökologischem, sozialräumlichem und gesundheitlichem Potenzial – im Sinne von One Health und (sozialer) Inklusion sowie der weltweiten Age-Friendly City (AfC) – ein Konzept der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diesem haben sich weltweit bereits fast 1500 Kommunen und Städte angeschlossen. Wir wollen auch Hamburg zu einer generationenfreundlichen Stadt machen mit lebendigen Orten für Menschen aller Altersgruppen, offenen Plätzen und modernen Quartieren, wir wollen eine Stadt der guten Wege, in der man gern zu Fuß geht. Mit genügend Bänken, auf denen sich ältere und weniger mobile Menschen ausruhen können, um zu Fuß zu Ärztinnen, Banken
oder zum Einkaufen zu kommen. Wir wollen Flächenverschwendung vermeiden,
brauchen kleine bezahlbare Wohnungen, Projekte zum Wohnen, wie „Wohnen gegen
Hilfe“, Mehrgenerationenwohnen, Wohngemeinschaften für Ältere und flexible
Wohneinheiten, die sich den Bedürfnissen der Bewohner*innen anpassen lassen.
Wohnraumtausch sollte gefördert und durch Hilfen unterstützt werden, wenn ältere
Menschen aus großen Wohnen in kleinere umziehen wollen. Es braucht gute
Konzepte und neue Altersbilder, die dem tatsächlichen Leben entsprechen. Die
Älteren von heute sind mobiler als früher. Eine moderne Verkehrspolitik sollte das
unterstützen, damit Ältere Bus und Bahn gut nutzen können und nicht länger
aufs Auto angewiesen sind. Nur so gelingt die Verkehrswende. Das setzt auch „On demand – Verkehre“ voraus, die helfen, den letzten Kilometer bis nach Hause zu schaffen.
Bei der Gestaltung der Radverkehrsführung muss insgesamt der Grundsatz der
baulichen Trennung weiter in den Vordergrund rücken. Protected Bike Lanes wie in
der Hannoverschen Straße in Harburg oder der Esplanade spielen für uns ebenso
wie Kopenhagener Radwege künftig eine stärkere Rolle in den Planungen.


Maßnahmen
Zur Verbesserung der Minderung von CO2-Ausstoss können wir uns folgendes
vorstellen (es handelt sich hier um Vorschläge, die keinen Anspruch auf
Vollständigkeit erheben):

  • Kostenlose HVV-Karte nach Abgabe des Führerscheins.
  • Vergünstigtes 49 Euro-Ticket.
  • Mehr Bänke in den Stadtteilen vor Supermärkten, Banken, Seniorentreffs etc. und
    auf den Wegen dahin, um die Mobilität im eigenen Stadtteil zu erhöhen.
  • Mehr schattenspendende Bäume in den Straßen, Mikrowälder und Entsiegelung von gepflasterten Flächen für ein besseres Mikroklima in der Stadt und zum Schutz bei Zunahme der Tropentage in Hamburg.
  • Mehr Trinkwasserspender in der Stadt und mehr öffentliche Toiletten (bzw. die Einführung der „Netten Toilette“)
  • Erleichterung beim Umzug von großen in kleinere Wohnungen; neue Modelle für
    gemeinschaftliches Wohnen (s.o.).
  • Organisatorische und finanzielle Förderung von Elektromobilität in der ambulanten Pflege.
  • On-demand-Shuttles für den letzten Kilometer nach Hause.
  • Verbreiterung der Radwege auf 2,5 Meter sowie ausreichend breite Fußwege, wie in der Fortschreibung des „Bündnis für den Rad- und Fuß-Verkehr“ beschrieben, damit diese Forderung in der Straßenplanung vorrangig gegenüber dem motorisierten Individualverkehr (MIV) umgesetzt wird. Nur wenn auch ältere Menschen sicher zu Fuß und mit dem Rad unterwegs sein können, wird die Mobilitätswende von ihnen angenommen. Wir fordern daher mehr „protected bike lanes“, sowie Trennung von Fuß- und Radwegen für mehr Sicherheit.
  • Barrierefreie Busstationen.
  • Teilhabe jederzeit, digital und analog.
  • Energischer Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.
    © Christa Möller-Metzger / Ursula Jäger 18.02.2022