Frank Spade, Sprecher der Grünen Alten Berlin/Brandenburg und Mitglied der Grünen Alten, war morgens um 5 Uhr aufgestanden, um mit dem Bus aus Potsdam anreisen zu können, und im feinen Hamburger Niesel auf dem Ratshausmarkt gegen die Politik der G20-Länder zu protestieren. Ich hatte es als Hamburgerin ja zum Glück nicht so weit. Schade, die Buxtehuder Grünen Alten haben wir nicht gefunden.
Gegen halb zwölf ging es mit ersten Reden los. Zwischendurch spielte das Berlin Boom Orchestra, sehr cool. Und zum Schluss gab es noch einen Parteien-Talk mit Katrin Göring-Eckhardt. Der Regen hörte zwar erstmal nicht auf, aber es kamen minütlich mehr Menschen auf den Platz. Die Veranstalter sprachen später von bis zu 25.000 Menschen, die Polizei von 8000.
Es waren einige Promi-Grüne aus Berlin dabei, u.a. Toni Hofreiter, Claudia Roth, Jürgen Trittin, Michael Kellner… Und natürlich viele Grüne aus der Hamburger Bürgerschaft, unsere 2. Bürgermeisterin, Katharina Fegebank und viele Grüne aus den unterschiedlichsten Kreisverbänden und aus dem Umland. Es waren richtig viele grüne Luftballons und Banner zu sehen.
Michael Müller, Bundesvorsitzender der Naturfreunde Deutschlands, sprach sich dafür aus, dass wir weltweite Gerechtigkeit brauchen und den ärmsten Regionen helfen müssen, mit den Folgen der Erderwärmung fertig zu werden. Sarah Händel, vom Bundesvorstand Mehr Demokratie, begann erstmal zu singen: „Hereinspaziert, meine Damen und Herren, herzlich willkommen im G20-Gipfel-Zirkus, unsere Direktorin Angela Merkel begrüßt Sie herzlich!“ Schade, die beste Plätze seien leider belegt von Interessenvertretern, wir werden tolle Akrobatik sehen, gefordert würde eine Maut auch für Afrika und unbedingt mehr Handel, egal, ob die Erde das aushalte.
Katrin Göring-Eckhardt wurde in der Talkrunde nach dem Kohleausstieg gefragt und ob Kretschmann den schnellen Ausstieg denn mittragen würde. Sie verwies darauf, dass er das in seiner Landesregierung abstimmen werde – und erntete laute Buh-Rufe. Sie machte dann aber gleich das grüne Prinzip klar: „Das ist Basis-Demokratie, so machen wir das in unserer Partei.“ Und erklärte, dass Deutschland die Klimaziele leider nicht erreicht habe, inklusive Brandenburg, wo die Schlote immer noch qualmten. Das müsse sich unbedingt ändern.
Stefan Körzell vom DGB-Bundesvorstand war es wichtig, dass die Gewinne dort versteuert werden, wo sie entstehen, das müsse auch für Google, Amazon und Starbucks gelten. Ausbeuterische Arbeitsverhältnisse müssen weltweit beendet werden, wir brauchen eine faire Weltwirtschaft, bessere Standards im Handel. Die Demo war für ihn ein super starkes Signal, für eine gerechte Welt – und er wünschte allen „Glück auf!“
Als nächstes war Nelini Stamp aus New York von #Resist Trump dran, die zunächst erklärte, dass Millionen Menschen gegen das gleiche kämpfen, hier in Europa genauso wie in den USA. „ So viele Menschen stehen auf gegen einen Mann, den ich meinen Präsidenten nennen muss. Er hat eine Bewegung ausgelöst. So viele sagen, dass er Unrecht hat, wir stehen auf gegen ihn. Was er repräsentiert ist nicht das eine Amerika. Wenn Industrie und Regierung zusammen arbeiten, müssen wir das auch tun!!! Resist Trump! Wir brauchen neue Visionen, geboren aus Leidenschaft!“ Tosender Applaus für ihre Rede.
Zum Schluss sagte Christoph Bautz von Compact: Wir brauchen friedliche Proteste, nur dann erreichen wir die Menschen in dem Land. Wir haben die falsche Politik in diesem Land satt, China und Südkorea setzen jetzt voll auf erneuerbare Energien, sie haben verstanden, worum es geht. Wir brauchen den Kohleausstieg sofort und müssen den Klimaschutz selbst in die Hand nehmen, wenn die Regierung es nicht tut!“ Und er warnte vor dem neuen Handelsabkommen mit Japan, das wieder in aller Heimlichkeit verhandelt wird: „Das neue TTiPP ist das japanische Abkommen, verhindert JEFTA!
Die Berliner Gruppe spielte ihr letztes Lied: „Es geht uns Ganze!“ Mit Musikuntermalung sind wir dann losmarschiert, von oben kübelte es noch mal so richtig auf uns runter. An der Binnenalster hatten sich etwa 150 Boote versammelt, die auf dem Wasser demonstrierten. Wir gingen immer an der Binnenalster entlang – und Höhe Stephansplatz riss tatsächlich der Himmel auf, und die Sonne kam heraus, Petrus hatte offenbar ein Einsehen mit uns!
Der Zug ging einmal im Bogen zurück zum Rathausmarkt, wo die Abschlusskundgebung gegen 16 Uhr stattfand. Mit Protest von den auswärtigen Besucher*innen, denen die Polizei verboten hatte, an der Elbe zu campen – obwohl ein Gericht das für zulässig erklärt hatte.
Die meisten gingen trotzdem beseelt nach Hause – oder wie wir, ins Portugiesenviertel, uns erstmal mit gegrillten Sardinen und Galao stärken. Wir waren nicht die Einzigen, es gab viele schwarze und pinkfarbene Demo-Fahnen rings um meinen grünen Ballon herum.
Es gibt eine Einschätzung des Camp-Verbots von Mathis Neuburger in der Mopo und eine Pressemitteilung dazu von den Wandsbeker Grünen.