#BAGSO: Wie schaffen wir es, Ältere ins Netz zu holen?

Erstmal ein kleiner Schock in Frankfurt: Das erste, was ich beim BAGSO-Treffen der Mediengruppe erfahre, ist, dass bisher nur die Linke auf die Wahlprüfsteine zur Bundestagswahl geantwortet hat – die Grünen noch nicht. Die BAGSO, die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, hatte ja einen ganzen Fragenkatalog entwickelt, um zu sehen, wie die einzelnen Parteien auf die Interessen der Älteren eingehen. Diese Fragen sind an alle Parteien verschickt worden – und alle haben auch zugesagt, zu antworten… na, immerhin. Bis zum 14.7. ist noch Zeit, bin schon gespannt auf die grünen Antworten.Dann ging es zur Tagesordnung: die Mediengruppe hat sich wieder im IG-Metall-Hochhaus getroffen. Tolle Location, ganz dicht am Hauptbahnhof, großzügige Räume und super Catering, vom Mittagsbuffet bis zum Kuchen für die Kaffeepause.Wir waren diesmal nur eine kleine Gruppe, die aus ganz Deutschland zusammenkam, vom Königssee über Rothenburg, Heidelberg bis Hamburg – und hatten ein straffes Programm. Aber das klappt mit kleiner Besetzung ja oft sogar besser als in großen Runden.
 
Die Gerontologin Dr. Heidrun Mollenkopf vom BAGSO-Vorstand leitet die Sitzung

BAGSO-Vorstands-Mitglied Frau Dr. Mollenkopf leitete die Diskussion und berichtete, dass jetzt für drei Jahre eine Koordinierungsstelle „Digitalisierung und Bildung für ältere Menschen“ eingerichtet wird – das hat gerade der zuständige Staatssekretär genehmigt. Und Frau Dr. Görner, ebenfalls BAGSO-Vorstand, erzählte vom IT-Gipfel im Juni. Sie war mit großen Erwartungen hingefahren, weil es u.a. um die digitale Beteilung von Älteren gehen sollte – aber, so meinte sie: „Der Berg kreiste um ein Mäuslein.“ Im Prinzip wollte man von den Besucher*innen möglichst viel Input, da man selbst noch gar nicht so viel zu bieten hatte. Die IT selbst hätte auch gar nicht die Endverbraucher, egal welchen Alters, in der Optik, sondern vielmehr die Industrie.

Bei der Vorbereitung zum G20 – Gipfel, bei dem auch die BAGSO beim Thema Verbraucherschutz eingeladen war, sah sie, dass andere Länder schon viel weiter sind als Deutschland. Die Souveränität der Verbraucher*innen sei dort viel größer, daran müssten wir bei uns unbedingt arbeiten. „Warum können es sich die Hersteller leisten, bei uns so viel Halbgares auf den Markt zu werfen?“, fragte sie berechtigterweise. „Windows kommt mit Programmen, die nicht funktionieren. Erst mit Hilfe des Verbraucher-Feedbacks werden Macken ausgebessert.“ Das schreckt Ältere ab und ist für sehr verbraucherunfreundlich, für alle Altersgruppen.

In Sachen E-Health herrscht zur Zeit Stillstand. Da ist aber einiges zu erwarten. Frau Kloppig von BAGSO-Service, erzählte von Tromsø, wo Ärzte mit Hilfe von Telemedizin Patienten im Umkreis von 800 Kilometern betreuen.

Luitgard Herrmann vom evangelischen Frauenbund, wies darauf hin, dass wir keine speziellen Senioren-Geräte brauchen, ein Senioren-Handy z.B. will niemand haben. Alle wollen ein normales Smartphone, das intuitiv zu bedienen ist. Ellen Knoop, die seit vielen Jahren mit ihrem Verein „Lange Aktiv bleiben“ Computer-Treffs anbietet, hat festgestellt, dass viele Senioren Angst vor der englischen Sprache haben. Daniel Hoffmann vom Kuratorium Deutsche Altershilfe hielt pragmatisch dagegen, dass an Anglizismen kein Weg vorbei führe, da es sich überwiegend um internationale Software handelt. Wir brauchen Menschen, die helfen und übersetzen.

Wir tagten im 3. Stock, großzügige Räume, tolles Catering!

Es kam die Idee auf, mit staatlicher Förderung eine App zu entwickeln, die Computer-Sprache verständlich übersetzt. Und eine Fachkonferenz Pädagogik zum Thema barrierefreie Internet-Einsteiger-Kurse zu organisieren. Auch nicht schlecht: eine TV-Sendung, die Schritt-für-Schritt erklärt, was ist eine App, was sind Bots etc.

Im 2. Sitzungsteil ging es um unser Positionspapier, das zum 1. Oktober, dem Tag der älteren Menschen, fertig sein soll. Dort sollen die Positionen der Arbeitsgruppe Medien festgeklopft werden. Es wird ein Rundumschlag, vertiefende Papiere werden später erstellt.

Regina Görner hatte schon Grundlagen dazu erarbeitet und uns allen zugeschickt, wir sind das Papier dann Punkt für Punkt durchgegangen. Es geht um Sicherheit im Netz, kostenfreien Zugang, eigene Homepages für Seniorenbeiräte, freies Wlan, um Erprobungsräume, Medienbildung, Chancen und Risiken, Hatespeech, Barrierefreiheit, einen Beirat im Verbraucherschutzministerium… Es werden Forderungen an die Industrie und an den Staat gestellt und zum Schluss wird zusammengefasst, was wir konkret anbieten.

Ich hatte noch angemerkt, dass wir ja besprochen hatten, dass die digitale Spaltung der Gesellschaft einerseits zwischen jung und alt passiert, aber auch zwischen arm und reich, bildungsnah und bildungsfern. Das sollte in das Vorwort, da wir Ältere uns quasi als Speerspitze für alle Gruppen sehen, da wir kein Problem haben, unser Unverständnis in Worte zu fassen. Was Jüngeren oft eher peinlich ist.

Es wird ein umfassendes, gutes Papier, aus dem sich wichtige Forderungen ableiten lassen. Auch für uns Grüne.

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