Am Gründonnerstag hat unsere 60plus-Gruppe Barrierefrei leben e.V. besucht und hat sich angesehen, wie analoge und digitale Hilfsmittel das Leben im Alter erleichtern können. Die Geschäftsführerin Heike Clauss führte uns persönlich durch die umfangreiche Ausstellung.
Eine Beratung dort ist neutral kostenlos, dienstags werden z.B. alle 14 Tage Ausstellungen durchgeführt. Man muss sich dafür nur vorher anmelden. Wer mobilitätseingeschränkt ist, wird auch zuhause besucht und bei einem geplanten Umbau gehört eine Besprechung vor Ort ebenfalls zum Angebot. Beratungen erfolgen von einer Pflegekraft, einer Ergotherapeutin, einer Expertin für digitale Hilfen und einer Finazierungsexpertin. Das Kompetenzzentrum Barrierefreies Leben sitzt ebenfalls im selben Haus. Verglichen mit anderen Ländern nimmt Hamburg in dem Bereich durchaus eine Vorreiterrolle ein.
Für Veränderungen im Wohnumfeld kann man in der Regel 4000 Euro an Zuschuss beantragen. Der Haken: Wer zur Miete wohnt, braucht die Genehmigung des Vermieters und muss alles wieder zurückbauen, wenn der Vermieter es möchte. Wir finden: Das ist nicht mehr zeitgemäß! Wir haben eindeutig eine Unterversorung mit barrierefreiem Wohnraum, deshalb sollten wir uns über jede umgebaute Wohnung freuen.
Die meisten Anfragen kommten übrigens zu Bädern wegen der besonderen Sturzgefahr. Haltegriffe sind wichtig, die per Vakuum auch in Mietwohnungen angebracht werden können, falls der Vermieter keine Bohr-Löcher wünscht. Badewannenlifter finanziert auch die Pflegekasse. Für die Dusche gibt es im Rampen im Legosystem. Und ebenerdige Dusche lassen sich oft leichter einbauen als gedacht, nofalls mit Ablaufpumpe.
WCs lassen sich hoch- und runterfahren und ein Körper-Föhn in der Dusche erspart das Abtrocknen, ein großer Vorteil z.B. nach einem Schlaganfall. In einem kleinen Bad kann ein Infrarotspiegel die Heizung ersetzen.
Eine Toilette für alle ermöglicht es auch behinderten Menschen mobil zu sein. Leider gibt es davon in Hamburg noch zu wenig, obwohl die Stadt das Geld für eine Toilette pro Bezirk zur Verfügung gestellt hat.
Ein Pflegebett erleichtert das Aufstehen, da man es in die Senkrechte fahren kann. Da ist die Unterstützung für die Pflegekräfte auch viel einfacher und so mancher Bandscheibenschaden könnte vermieden werden. Funkschalter schalten vom Bett aus elektrische Geräte an und aus.
Wer im Rollstuhl sitzt freut sich über einen unterfahrbaren Waschtisch oder Herd. Und über Schränke, die sich nach unten ausfahren lassen, so dass man Tassen und Teller auch im Sitzen erreicht. So viel Küchen-High-Tech hat allerdings ihren Preis.
Und ein Herdwächter überwacht, ob die heiße Platte möglicherweise vergessen wurde und gibt dann ein lautes Signal.
Auch Gewichtsdecken werden von Menschen mit Demenz oft als sehr angenehm empfunden, da sie ein Gefühl von Geborgenheit geben.
Stürze in der Wohnung können über Radar erkannt werden, entsprechend angebrachte Sensoren leiten umgehend ein Notsignal an vorher vereinbarte Adressen.
Sensoren können erkennen, ob jemand aufsteht oder im Bett liegen bleibt. Und auch über den Wasser- und Stromverbrauch können Auffälligkeiten erkannt und gemeldet werden.
Mit digitalen Assistenzsystemen kann man sich sogar unterhalten, kann Wetter und Termine abfragen oder sich ans regelmäßige Trinken erinnern lassen. Das Gute an all diesen Hilfsmitteln: Ältere Menschen können länger zuhause wohnen bleiben. Und das ist es ja, was die meisten auch wollen. Macht also großen Sinn, hier zu investieren. Dafür haben wir uns in der letzten Legislatur eingesetzt, so dass auch die digitale Assistenzberatung erhalten bleibt.
Und es wäre schön, wenn die Kassen noch mehr übernehmen würden, am Ende ist es schließlich so für alle angenehmer und preiswerter, denn Pflegeheime sind teuer. Für die Bewohner*innen und für die Stadt.
Viele von uns haben die eine oder andere tolle Anregung für Freunde, die Familie oder sich selbst mitgenommen. Ich fand den Glasöffner genial, der ein Vakuum erzeugt und den Deckel einfach aufploppen lässt. Anderen haben die kleinen Rollatoren gefallen, die extra für Wohnungen entwickelt wurden. und das Besteck für Menschen mit Tremor. Oder der ausziehbare Küchentisch, der unauffällig wie eine Schublade daher kommt.
Vielen Dank noch einmal an Frau Clauss für die schöne Einladung!
Terminvereinbarung für Beratungen und Führungen durch die Ausstellung
Bitte beachten: Die Angebote gelten nur für Hamburger Bürgerinnen und Bürger.
Dagmar Schlüter
Telefon: (040) 2999 56-0
E-Mail: empfang@barrierefrei-leben.de
Montag: 11:00 – 17:00 Uhr
Dienstag: 11:00 – 17:00 Uhr
Donnerstag: 10:00 – 18:00 Uhr