Zum wohl buntesten Neujahrsempfang der Stadt lud die Grüne Bürgerschaftsfraktion in diesem Jahr am Freitag, den 13. Vom Datum ließ sich aber niemand abschrecken: 1200 Gäste kamen in Sneaker oder Stilettos, Pullovern oder Pailletten, um bei Mumm-Sekt, Häppchen und tollem Programm die Atmosphäre des Hamburger Rathauses zu genießen.
Erst hieß es allerdings anstellen, um laaangsam im Stop-and-Go-Tempo über rote Teppiche und zahlreiche Stufen den Eingang des Festsaals zu erreichen. Mit 15 bis 20 Minuten musste schon rechnen, wer anschließend Anjes Tjarks, Christiane Blömeke und Farid Müller die Hand schütteln wollte. Die drei begrüßten am Eingang zum Festsaal jeden Gast persönlich, in bester Laune – wenn auch im Laufe der Zeit mit zunehmend platten Händen, wie Anjes meinte.Im Saal angekommen, tobte dann das Leben mit vielen Menschen, bunten Regenbogenfahnen, Musik, Lachen und intensiven Gesprächen.
Farid Müller übernahm die Begrüßung und bedankte sich erstmal bei der Hamburger Polizei und dem – anwesenden – Polizeipräsidenten für die umsichtige Arbeit in der Silvesternacht. Außerdem freute er sich, dass sich nach dem Berliner Attentat die Hamburger*innen ihren Glühwein nicht haben nehmen lassen. Die überall aufgestellten Poller wurden kurzerhand bemalt – und jetzt sogar nach dem Abtransport als Kunststücke verkauft. „Wir lassen uns unser Leben nicht kaputt machen!“
Anjes Tjarks, grüner Fraktionsvorsitzender, amüsierte sich, dass die grüne Veggie-Day-Idee bei der CSU offenbar so gut angekommen sei, dass unser Minister für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt, unsere Vorgehensweise gern kopieren wollte – und nun den Begriff Tofuwurst verbieten möchte. Er frage sich allerdings, wie wir es Zukunft denn mit zahlreichen anderen Lebensmitteln, zum Beispiel mit Zimtschnecken halten wollten? Die könnte man ja auch für eine französische Delikatesse halten…
Bemerkenswert fand er, dass wir in Hamburg mehr Sozialwohnungen bauen als zahlreiche andere Bundesländer von Meck-Pomm über Sachsen bis Schleswig-Holstein zusammen. Außerdem sei nun das 33. Naturschutzgebiet in Allermöhe beschlossen, und er wollte sich dafür einsetzen, dass auch in Zukunft die Elbphilharmonie ein Haus für alle sein könnte. Jeder käme jetzt schon umsonst auf die Plaza, alle Schulkinder sollten mindestens ein Konzert dort besucht haben und die Plätze sollten bezahlbar bleiben. „Es geht uns gut in Hamburg – auch wenn die Schlechte-Laune-Partei (AFD) anderes verbreitet: Die Kriminalität ist stabil, obwohl mehr Menschen in der Stadt sind, und die Quote der Schulabbrecher hat sich halbiert.“ Mit Gelassenheit, Fröhlichkeit und Humor könne man den Rechtspopulisten ganz einfach den Stecker rausziehen.
Als letzte Rednerin erläuterte Anja Hajduk, Parlamentarische Geschäftsführerin der grünen Bundestagsfraktion, warum wir eine neue, bessere Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden bräuchten, damit die auch in unserem föderalen System tatsächlich funktionieren könnten. Es gäbe neue Gefahren und sie sei froh, dass ein 8-Punkte-Plan für mehr Sicherheit verabschiedet worden sei. Man dürfe bei der ganzen Sichheits-Diskussion aber nicht vergessen, dass die CDU seit Jahren für alle Bestimmungen verantwortlich sei. Die Kritik an der Sicherheitslage müsse sich also an die richtige Stelle wenden.
Im Juli tagt in Hamburg der G20-Gipfel, den die Grünen inhaltlich begleiten wollen. „Für nachhaltige Globalisierung brauchen wir internationale Formate,“ so Anja. Gerade in Zeiten von Trump und Co, das sei viel wichtiger als die Monoschau einiger verrückter Männer. Die G20 seien für 85% der CO2 Emissionen verantwortlich. „Wir Grüne wollen mit dem Klimawandel in den Wahlkampf gehen. „Die 16 heißesten Jahre waren die 16 letzten Jahre. Wir brauchen den Kohleausstieg, jetzt. Auch wenn das schwer zu verhandeln ist.“ Außerdem seien wir ein Einwanderungsland und bräuchten ein entsprechendes Gesetz. Die Golden-Globe-Rede von Meryl Streep hat sie sehr gefreut. Das Problem sei, dass Obama eine tolle Politik gemacht habe, den Menschen in den USA ginge es so gut, wie lange nicht mehr. „Trump kann deshalb viel verfrühstücken, bis alle merken, dass es bergab geht!“
Im September würden wir dann alle entscheiden, welchen Lauf unsere Gesellschaft nehmen wird. Jetzt wünschte Anja allen erstmal ein schönes Jahr 2017 mit viel Freude und Optimismus!
Und von beidem war eine Menge im Rathaus spüren! Selbst bei Britta Pläschke, Fraktions-Büroleiterin und Schatzmeisterin aus Nord, die eine 14-Stunden-Schicht schob und bei Mineralwasser und einem selbst mitgebrachten Tulpenstrauß alle Gäste am Treppenaufgang begrüßte und verabschiedete. „Ist nicht schlimm, ich hab durch Euch alle doch gute Unterhaltung hier“, meinte sie strahlend.
Altenpolitik war heute zwar kein Thema – aber das wird spätestens im Wahlkampf nachgeholt!