Privatisierte Pflegeheime – ist das die Lösung?

Obwohl es einen Volksentscheid gegen den Verkauf der Hamburger Pflegeeinrichtung „Pflegen und Wohnen“ gegeben hatte, ist sie vor 10 Jahren an einen privaten Unternehmer verkauft worden. Zusammen mit staatlichen Krankenhäusern, die angeblich vom damaligen CDU-Senat durch den Verkauf zukunftssicher gemacht werden sollten. Der Unternehmer durfte die Einrichtung genau 10 Jahre nicht weiterverkaufen – die sind jetzt abgelaufen. Und schwups war sie zum zweiten Mal verkauft. Diesmal an Oaktree aus Los Angeles.

Jetzt soll die Pflegeeinrichtung weiterwachsen. Obwohl sie bereits jetzt der größte private Anbieter von stationärer Pflege in Hamburg ist. Das ausgegebene Ziel: Der Marktanteil soll von 17 auf 25% steigen.

Das ist aber nicht alles: In sieben bis zehn Jahren steht voraussichtlich der nächste Verkauf an, mit Gewinn.

Die 13 Standorte der Pflegeheime gelten zwar als gesichert, der Hamburger Senat hat vorsorglich die Bebauungspläne geändert. Trotzdem fragt man sich doch: Sollte man so mit sensiblen Institutionen, wie es ein Pflegeheim nun mal ist, umgehen? Mit allen Mitarbeiter*innen, die dort arbeiten und mit den Bewohner*innen?

Die Bewohner eines der Heime von „Pflegen und Wohnen“ (der Name bleibt, trotz Verkauf) kommen heute zu einer Informationsveranstaltung, um vom Direktor des Heims und dem Pressevertreter von „Pflegen und Wohnen“ über den Verkauf informiert zu werden. „Warum ist denn niemand von Oaktree bei einer so wichtigen Veranstaltung dabei?“, wundert sich ein Angehöriger eines Heimbewohners.  Das gehöre sich doch schließlich so. Er möchte gern etwas von der zukünftigen Denkweise des Unternehmens erfahren.

In der Veranstaltung ist zu hören, dass Oaktree nicht in Hamburg sitze. Auf der Betriebsversammlung der Heim-Angestellten sei trotzdem ein Vertreter anwesend gewesen, hier heute aber nicht. Man könne aber schon einmal sagen: Alle Führungskräfte der Einrichtung würden bleiben und auch sonst solle sich nichts ändern. Auf die Heimverträge habe die Übernahme keine Auswirkung. Es soll allerdings mehr Personal eingestellt werden, da man ja wachsen wolle – und das sei ja erfreulich.

Auf den Vorwurf, dass es jetzt zuwenig Personal gäbe, kommt sogleich die Antwort: Der Personalschlüssel sei Sache der Behörde, das sei alles vom Senat festgelegt. Auch was die Betreuungszeiten pro Kunde, wie es hier heißt, anginge: 17 Minuten sind pro Person eingeplant, das muss reichen. Für Windelwechseln, Füttern, Spritze geben, Tabletten verabreichen, Umlagern, Bettwäschewechsel…. da bleibt wohl für liebevolle Zuwendung und tröstende Worte wenig Zeit!

Und schon jetzt stünde fest, dass in ein paar Jahren 1/4 der benötigten Mitarbeiter fehlen werden. Selbst heute sei qualifiziertes Personal knapp. Man würde immer international suchen, gerade wurden zwei Mitarbeiter aus China eingestellt. Und auch bei ausgebildeten Kräften müsse mit einem halben Jahr Einarbeitungszeit rechnen.

Da fragt man sich doch: Warum ist es denn so ein Problem, ausgebildete Pflegekräfte zu bekommen? Vielleicht, weil die Arbeitsbelastung in Pflegeberufen so immens hoch ist? Vielleicht auch, weil Pflegekräfte viel zu schlecht bezahlt werden? Das hat gerade auch Alexander Jorde, ein junger Krankenpfleger aus Hildesheim, in der Sendung „Wahlarena“ erklärt: Pfleger seien überlastet und für viel zu viele Patienten zuständig. Die Würde des Menschen werde deshalb in Heimen und Krankenhäusern tagtäglich tausendfach verletzt.

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