Protokoll der Sitzung vom 20.04.2023

Teilnehmer*innen / als Gast: Reingard Wagner / Dachverband Lesben-und-Alter

Von den Grünen 60plus: Regina Bäter, Anna Brooks-Senftleben (zeitweise), Ulrike Litschel, Ulrich Meyer zu Hörste, Christa Möller-Metzger (ab 19.00 Uhr), Jörg Roßbach, Dagmar Säger,  Parvin Schröder, Julia Stier,  Andrea Witt-Winkler,  Ursula Jäger (Protokoll)

Wir begrüßen heute Reingard Wagner vom Dachverband Lesben-und-Alter in Hamburg. Sie berichtet über Projekte, die gerade in Hamburg aktuell sind, so z.B. Ältere Frauen und Wohnen, ein Projekt aus der queeren Gemeinschaft auf St. Pauli, sowie ein Projekt mit schwulem Hintergrund. Außerdem haben sich mehrere ältere lesbische Frauen zusammengetan, die der Meinung sind, dass es unbedingt ein Projekt zum Wohnen in Hamburg braucht, analog zu einem Berliner Projekt, das sich zurzeit im Bau befindet. Sie selbst wohnt in einem barrierefreien Projekt mit insgesamt 33 Wohnungen in der Hafencity, von denen  18 Wohnungen mit je ca. 50 m² ausschließlich an Frauen vergeben wurden. Dazu gibt es auch einen Gemeinschaftsraum. Es handelt sich aber nicht um eine sog. Wohngemeinschaft. Hier werden individuelles Wohnen und Gemeinschaft miteinander verbunden. Es wurde gebaut von der Arche Nora, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, günstigen Wohnraum für Frauen zu schaffen. Es gehört zur Altoba. Die Altoba ist eine Genossenschaft. Die Miete ist ausgesprochen günstig, da es sich um Sozialwohnungen handelt. Die Entscheidung, wer einzieht und wer nicht, erfolgte gemeinschaftlich. Sie berichtet weiterhin, dass Hamburg sehr viele Wohnprojekte habe – die Stadt sei bundesweit Vorreiterin. Nachfrage von Anna, ob Männer auch dort wohnen. Nein, da überwiegend Frauen von Altersarmut betroffen sind und daher auf günstige Wohnungen angewiesen. Reingard Wagner berichtet außerdem von einer Fachtagung in 2021 zum Thema „Gut (lesbisch) leben und Wohnen im Alter – Utopie oder Grundrecht“. Dazu gibt es eine Broschüre, die online heruntergeladen oder per Post abgefordert werden kann beim Dachverband Lesben und Alter, Friedbergstr. 20, 14057 Berlin, kontakt@lesbenundalter.de.

Das Thema Pflege ist in Hamburg und Deutschlandweit sehr in der Diskussion. Hier bedarf es noch großer Aufklärungsarbeit, da die entsprechenden Einrichtungen wenig bis gar nicht auf die Thematik LSBTiQ bzw. Migration vorbereitet sind. Sie sagt, dass, wenn man anders gelebt habe, dies auch im Alter und in einer Einrichtung so weiterleben möchte. Dieser Aspekt war den Einrichtungen vollkommen neu. Es gibt jetzt aber mehrere Initiativen zum Thema „LSBTIQ und Pflege“. Die AWO hat ein entsprechendes Papier entworfen. Reingard Wagner war im begleitenden Beirat dabei. Die meisten Einrichtungen haben aufgrund von Corona aber abgewunken („das bitte nicht auch noch“). Diejenigen, die in einer Einrichtung leben und sich nicht offen zeigen können, vereinsamen dementsprechend. Sie müssten sich ggf. zum 2. oder 3. Mal outen. Jörg fragt nach dem Prozentsatz; dieser liegt bundesweit bei ca. 10% – in der Stadt natürlich mehr als auf dem Land. Regina ergänzt Zahlen aus wissenschaftlicher Sicht und berichtet auch, das vulnerable ältere Menschen Angst haben, sich zu outen, weil sie Diffamierung befürchten. Leider findet Diskriminierung und Unwissenheit im Umgang mit LSBTIQ immer noch häufig statt. Das sei keine subjektive Wahrnehmung. Sie hat im Rahmen eines Forschungsprojekts Interviews mit einigen Auszubildenden geführt und dort immer wieder mal Unwissenheit und Unverständnis für LSBTIQ wahrgenommen.  Im Großen und Ganzen geht es um Akzeptanz, jede/n so anzunehmen, wie sie/er ist. Regina berichtet außerdem von dem Leuchtturmprojekt eines queeren Wohnprojekts – da kämen nicht Einzelne, sondern „ein ganzes Dorf“. Dagmar wünscht sich, dass darauf schon in der Ausbildung von Pflegepersonal ein Fokus gelegt wird (Nachtrag Christa: Das ist inzwischen in der Pflegeausbildung fest verankert). In der Diskussion mit allen Sitzungsteilnehmer*innen werden weitere Aspekte besprochen, z.B. Wohnprojekte für Menschen mit wenig Einkommen und nicht nur Eigentumswohnungen. Parvin berichtet aus Harburg, dass dort 4 Gruppen 60plus vom Sozialraummanagement gebildet wurden, Menschen mit Behinderung, LSBTIQ, Migration. Sie fragt danach, was man diesen Gruppen empfehlen kann, was sie tun könnten, wenn sie sich treffen. Sie sollen sich austauschen. Dazu sind niedrigschwellige Angebote ein guter Einstieg, um konstruktiv zu sein, z.B. kulturelle Angebote, ein Stadtteilquiz oder ähnliches. So lernen die Menschen sich kennen und fangen an, sich auszutauschen und sich zu Aktionen zu verabreden.

Regina berichtet außerdem von einem queeren Pflegenetzwerk, welches sich gebildet hat. Veranstaltet von Heiko Gerlach und Karin Klipp. Es wird noch 3 weitere Treffen geben, die bislang geplant sind. Die Adresse/den Kontakt findet ihr am Ende des Protokolls.

Christa berichtet von der Idee der Gründung einer LSBTIQ Fachstelle. Reingard erwähnt eine Arbeitsgruppe im Bezirks-Seniorenbereit Mitte zum Thema LSBTIQ.

Reingard Wagner wird bedankt und verabschiedet.

Klima-Seniorinnen:

Andrea berichtet über die Reise zur Anhörung der Schweizer Klimaseniorinnen in Straßburg. Sie erklärt zunächst, wie es dazu gekommen ist. Das Treffen war sehr interessant und aufregend. Ein Ergebnis gibt es allerdings frühestens Ende dieses Jahres oder eher im Frühjahr 2024. Ein ausführlicher Bericht findet sich auf der Website der Hamburger Grünen 60plus (Klimaaktivistinnen 70plus am Europäischen Menschengerichtshof – Grüne 60plus (gruene-hamburg.de). Ursula verweist auf Roda Verheyen, die gestern auf dem roten Sofa bei DAS! war und zu den Klimaklagen viel erzählt hat. (Ein Video ist bei den Nachweisen aufgeführt, s.u.)

Bezirkswahlen 2024 und Bürgerschaftswahlen 2025:

Wie wollen wir 60plusser uns aufstellen / einbringen… Christa berichtet, dass es einen Workshop mit Katharina Fegebank und allen 60plus Gruppen (inkl. Bezirksgruppen) geben soll, bei dem 2-3 griffige Forderungen eingebracht werden sollen. Alle Bezirke werden ihre Wahlprogramme schreiben und Christa ist es sehr wichtig, dass die Themen der 60plusser dort mit aufgenommen werden. Das sollte in möglichst allen Bezirken so sein. Die Unterstützung von Katharina haben wir.  Der Termin sollte ursprünglich im Juli stattfinden, passte aber bei Katharina nicht. Ein neuer Termin steht noch nicht fest. Ideen gibt es viele; wir müssen uns nur auf Eckpunkte fokussieren.  Auf Nachfrage wird zunächst das Thema Wohnen in all seinen Facetten (Angebote, Vorteile und Nutzen, Wohnraumtausch, Wohnen gegen Hilfe etc.)  angesprochen und kontrovers wie auch ausführlich diskutiert. Es scheint der Runde als Wahlkampfthema aber nicht unbedingt geeignet. Es wird angeregt, das Thema ggf. in einem Workshop noch mal zu betrachten und eventuell ein Positionspapier zu entwickeln, das dann über die entsprechenden Gremien in Bürgerschaft und Partei gebracht werden kann. Wir werden uns bis zur nächsten Sitzung Gedanken über weitere Eckpunkte machen. Das Thema wird auch im Mai auf der Tagesordnung sein.

Themenpriorisierung für 2023:

  1. Wohnen/Wohnformen im Alter (WGs für Gesunde und/oder mit Inklusion) um soziale Kontakte zu haben

Q ACHT – Selbstbestimmtes Leben zu Hause (Wohnen im Alter im Allgemeinen)

  • Arbeitsmarkt für Ältere (gibt es hier Programme, Jobbörse, rechtliche Situation) / Termin mit Referent*in (DGB Senioren, BAGSO, Bundestagesfraktion)
  • Lernen im Alter/Ältere lernen anders (was für Angebote gibt es)  / Termin  mit Experten (VHS oder andere)
  • Austausch Grüne Jugend / Grüne 60plus (Synergien schaffen)

Verschiedenes

Artikel von Antje Vollmer zum Pazifismus. Ulrike berichtet, dass bei Altona 60plus darüber gesprochen wurde, wie der/die Einzelne dazu denkt. Das Thema war sehr emotional. Es gibt viel Unsicherheit und Widerspruch zu dem, was Grüne Politik jetzt macht. Andrea berichtet, dass das Thema auch in Wandsbek kontrovers besprochen wurde. Es sind wohl sehr subjektive Wahrnehmungen und letztlich gibt es kein „richtig oder falsch“.

Bitte vormerken: Nächste Sitzung am 17.05.2023 (ein Mittwoch, weil der Donnerstag ein Feiertag ist!) um 18.00 Uhr.  Die Sitzung findet hybrid statt. Details kommen zeitnah vor der Sitzung.

gez. Ursula Jäger /24.04.2023

Hier der Nachweis der Websites/Links:

www.archenora.de

https://www.frauenwohnprojekte.de/nach-typ/projekte-fuers-alter?

Netzwerk lsbtiqplus Pflege und Altern, post@pflegenetzwerk-lsbtiq-hamburg.de

gendernonconform: lsbtiq:gnc

wer noch mehr zum Thema lsbtiq und pflegebildung wissen möchte: mail@fayoma.de

Klimaaktivistinnen 70plus am Europäischen Menschengerichtshof – Grüne 60plus (gruene-hamburg.de)

Was ist eine Klimaklage? | Anwältin Roda Verheyen erklärt – Bing video

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