#RobertHabeck: Die Grünen sollen Think Tank der Republik werden

Kalle fragt Michael nach den Folgen des demografischen Wandels für die Grünen

Robert Habeck kam zu spät – aber immerhin musste er nicht wieder absagen und kam tatsächlich zu uns nach Hamburg – genau wie Anja Piel, Annalena Baerbock und Michael Kellner. Kein Wunder, dass der Raum in der GLS-Bank brechenvoll und selbst jeder Stehplatz besetzt war!

Die Hamburger Landesvorsitzende Anna Gallina begrüßte die Gäste und Michael Kellner erklärte gleich, dass die Grünen jetzt eine große Chance hätten, bei den nächsten Wahlen ordentlich zuzulegen, da man bisher immer gesehen habe, dass SPD und CDU nach einer großen Koalition an Einfluss verlören. Und er bat darum, die grünen Landesverbände bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland 2019 zu unterstützen, da die eine enorme Bedeutung hätten. Die ersten CDUler stünden schon in den Startlöchern für eine Koalition mit der AFD. Die GroKo sei im Prinzip schlecht für Deutschland, das habe man auch in Österreich gesehen. Sie stärke die Ränder. Unser zweiter Schwerpunkt sei die Europawahl. „Wir müssen Europa leidenschaftlich verteidigen!“

Auf die Frage nach der Bedeutung des demografischen Wandels für unsere Partei meinte Michael: „ Wir wollen weiter wachsen und neue Mitglieder gewinnen.“ Und dass Ältere politisch aktiver seien als die Jüngeren. Und dass man u.a. deshalb auch lieber Pappplakate einsetze, weil die leichter zu transportieren seien. Dürftige Antwort auf eine so wichtige Frage, oder?

Nachdem sich im Anschluss die Vorstands-Kandidaten vorstellten (u.a. Schatzmeister Benedikt Mayer und Jamila Schäfer, Ex-Grüne-Jugend-Sprecherin), wurde es richtig spannend: die Kandidaten um den Platz als Vorstandsvorsitzende waren an der Reihe – und darauf hatten ja schon alle gewartet, auch die Presse, die gut vertreten war. Welt.de bezeichnete Robert später sogar als grünen It-Boy, na ja…

Die Vorstellungsrunde fiel dann allerdings etwas anders aus, als gedacht, Anna forderte die drei nämlich auf, ihre Visionen für die nächsten 5 Jahre aufzuzeichnen, mit einem dicken Filzer. Michael sollte dann die Ergebnisse kommentieren. Anja – die sich als Niedersächsin mit Migrationshintergrund Schleswig-Holstein beschrieb – malte Grüne, die gemeinsam am Seil den Gipfel erklimmen, während ein einzelner FDP-Funktionär abgeschlagen im Tal bleibt. Annalena sagte gleich, dass Zeichnen nicht ihr Ding sei und brachte Herz, Glühbirne und Faust aufs Papier und Robert ein Fußball-Spielfeld, auf dem die Spieler fair-play-mäßig zusammen agierten und nicht als einzelne Schlaumeier auftraten.

Michael versucht, Roberts Fußball-Feld zu kommentieren

Anja Piel malt die Grünen als Gipfelstürmer

Im Anschluss konnten Fragen gestellt werden. Robert erzählte, dass Jamaika Krampf war. Wir müssten jetzt – ähnlich wie zu Gründungszeiten – sehen, was unser Auftrag sei. Und der ginge über die rein ökologische Frage hinaus. Dazu gehörten auch Themen wie Gerechtigkeit, Zeitmanagement, vielfältige Familie…Er will möglichst viele Menschen ins Spielfeld holen. Wir müssten überlegen: Wie schaffen wir Wahrnehmbarkeit? Wie kommen wir in die Spielmacherposition? Wir bräuchten Haltung, die Zeit der Megafonpolitik sei vorbei. Wir sollten der Think Tank der Republik sein. Die Bindekraft der Volksparteien verschwände, populistische Äußerungen nützten jetzt wenig, wir müssten vielmehr in die Lücke, die die großen Parteien hinterließen, hineinstoßen. Über die Verknüpfung von Amt und Mandat wurde nicht geredet, die Zeit war aber auch extrem knapp.

Annalena gab sich sehr kämpferisch, sie will Leidenschaft einbringen in die Politik und zeigen, dass nicht nur Männer diese Partei voranbringen. Man bräuchte unterschiedliche Generationen im Parlament. Bis vor kurzem habe dort z.B. die Regel gegolten, dass Mutterschutz unentschuldigtes Fehlen sei. Das habe sie zusammen mit anderen Müttern anderer Parteien geändert. Die Rechtsprechung sei immer noch in vielen Ländern männerdominiert, Frauenmord sei z.B. global kein großes Thema. Aber auch das Energiethema, der Strommarkt, müsse global neu gedacht werden. Digitalisierung müsse man differenziert sehen und sich fragen: was ist mit Wachstum? Man müsse Suffizienz (das Bemühen um einen möglichst geringen Rohstoff- und Energieverbrauch) immer mitdenken.

Annalena Baerbocks Visionen für die nächsten 5 Jahre

Das ZDF fragt im Anschluss nach den Kandidaten-Favoriten

Anja wirkte sehr verbindlich und pragmatisch und ist überzeugt, dass bei den Grünen deutlich mehr geht als bisher. Es wäre gut, wenn sich auch die anderen Parteien dafür einsetzten, dass sich der Frauenanteil im Parlament erhöhe. Viele Parlamentarierinnen sähen das ähnlich, bei der CDU nennen sie es das Reißverschlussprinzip. Das Thema sollte man parteiübergreifend angehen und Männer einbeziehen. Autonomes Fahren hatte sie in Kalifornien erlebt und fand es gut. Allerdings nicht, wenn jede*r allein fahre, besser sei die Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Und sie befürwortet, dass Flüchtlinge geholt und nicht weiter auf unsichere Routen geschickt werden. Sie hätten das in Niedersachsen gemacht mit Jesidinnen. Das sei eine große gesellschaftliche Herausforderung, für die man viel Zeit und Geld brauche. Nach dem schlechten Wahlergebnis in Niedersachsen gefragt, meinte sie, dass es so schlecht gar nicht gewesen sei, verglichen mit den Ergebnissen vor dem einen super guten mit 13,7%. Außerdem habe sie inzwischen eine Menge Krisenerfahrung, die sie gut einbringen könne.

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Anna schaute streng auf die Uhr, es wurde pünktlich Schluss gemacht .

Nach meiner Einschätzung lagen die Sympathien nach der Veranstaltung bei Annalena und natürlich bei unserem „It-Boy“ Robert – aber mal sehen, was am Wochenende bei den Wahlen herauskommt! Hoffentlich werden die Älteren nicht wieder vergessen…

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