Neues Projekt für queer sensible Offene Senior:innenarbeit startet
Trotz vieler gesellschaftlicher Erfolge ist die Diskriminierung queerer Menschen im Alltag in vielen Bereichen noch immer präsent – das gilt auch für ältere Menschen, z. B. in Einrichtungen der sozialen Arbeit und der Altenpflege. Für ein geschütztes Altern von Homo- und Bisexuellen, von trans* und intergeschlechtlichen Personen in Einrichtungen der offenen Senior:innenarbeit startet heute das Pilotprojekt „Älter werden unterm Regenbogen“.
Ziel des Pilotprojektes ist es, neue Angebote für queere Senior:innen zu entwickeln sowie die Kooperation von Organisationen und Einrichtungen der Offenen Senior:innenarbeit und der LSBTIQ*-Community auszubauen. Durch Workshops, Veranstaltungen sowie den Ausbau von Beratungsangeboten sollen die Träger der Offenen Senior:innenarbeit, einschließlich Leitungen von Senior:innentreffs zudem dabei unterstützt werden, ein stärkeres Verständnis und eine größere Akzeptanz für die Belange der LSBTIQ*-Community zu entwickeln. Insgesamt fördert die Gleichstellungsbehörde das Projekt unter Leitung der Aidshilfe Hamburg e. V. mit 160.000 Euro bis Ende 2024. Erstmals vorgestellt wird das Projekt im Rahmen der Pride Week mit der Veranstaltung „Mit Respekt und Akzeptanz – Queer altern in Hamburg“ heute Abend um 18:30 Uhr im Pride House.
Neben der Aidshilfe Hamburg e. V. sind die Vereine Intervention e. V. und Magnus-Hirschfeld-Centrum e. V. an der Umsetzung des Projekts beteiligt. Unterstützend begleitet darüber hinaus die Fortbildungs- und Servicestelle für Seniorentreffs der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege sowie das Seniorenbüro Hamburg e. V. Das Modellprojekt ist zunächst in zwei Hamburger Senior:innentreffs verankert. Die Ergebnisse aus dem Modellprojekt werden weiteren Senior:innentreffs zur Verfügung gestellt.
Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank: „Queere Menschen aller Generationen brauchen sichere Räume. Mit dem Modellprojekt setzen wir unsere Arbeit im Bereich der queerfreundlichen Offenen Seniorenarbeit konsequent fort, damit queeres Altern in Hamburg selbstbestimmt und gleichberechtigt möglich ist. Ich freue mich sehr, dass wir mit der Aidshilfe Hamburg einen starken und sehr erfahrenen Trägerverein mit der Projektleitung betrauen. Von dem Pilotprojekt profitieren Senior:innen mit und ohne Zugehörigkeit zu LSBTIQ-Communities.“
Jörg Korell, Geschäftsführer der Aidshilfe Hamburg e. V.: „Aktuell erreicht die ‚Generation Babyboomer‘ die Schwelle zur Inanspruchnahme von Angeboten der Senior:innenarbeit. Weil viele Lebenswege von LSBTIQ* vom Kampf um Freiheit und Anerkennung geprägt sind, besteht bei ihnen oft die Befürchtung, in den klassischen Strukturen der Altenhilfe nicht vorzukommen. Mit dem Projekt „Älter werden unterm Regenbogen“ möchten wir eine Brücke schlagen zur besseren Inklusion der LSBTIQ*-Personenkreise in diese Angebote. Dafür müssen wir die Kenntnisse über ältere LSBTIQ* in den Einrichtungen erweitern, Angebote anpassen und die Zielgruppe zur Teilhabe ermutigen.“
Hintergrund
Queere Ältere erleben als Senior:innen zum Teil neue Ausgrenzungen in Alten- und Pflegeeinrichtungen. Ängste vor diskriminierenden Anfeindungen Gleichaltriger können die Teilhabe älterer queerer Menschen am sozialen Leben stark einschränken. Im Vergleich zu jüngeren Menschen lehnen über 60-Jährige Homosexualität, Menschen mit HIV, Trans*- und Intergeschlechtlichkeit deutlich stärker ab. Der Hamburger Senat hat in der Offenen Seniorenarbeit und für eine queersensible Pflege bereits vor einigen Jahren zielgruppenspezifischen Handlungsbedarf erkannt. Hamburgs erster „Aktionsplan für Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt“ aus dem Jahr 2017 enthält 15 Einzelmaßnahmen, die sich an LSBTIQ*-Senior:innen richten. Inzwischen gibt es eine Arbeitsgruppe zu LSBTIQ* im Landesseniorenbeirat und ein Regionales Netzwerk LSBTIQplus Pflege und Altern.