Flüchtlingsforum 2016

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Flüchtlingsforum 2016

Über 100 Initiativen waren auf Kampnagel dabei – und es gab so viele spannende Programmpunkte, dass man gar nicht wusste, wo man zuerst hingehen sollte: Workshops, Markt der Möglichkeiten und die Ausstellung „Fluchtspuren“ mit Kohlezeichnungen von Kindern.

Dr. Monika Hartges von der ÖRA (öffentliche Rechtsauskunft) erzählte, wie wichtig es sei, den Flüchtlingen den Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit zu vermitteln. Geflüchtete kämen mit schlimmen Ungerechtigkeitserfahrung in Deutschland an und mit hohen Erwartungen, träfen dann aber oft zunächst auf ein Behörden-Chaos. Deshalb sei Verfahrensgerechtigkeit so wichtig, sonst käme es schlimmstenfalls zur Aufkündigung der Beteiligung an unseren demokratischen Regeln. Mit schlimmen Konsequenzen für alle.

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Sami Khokar freut sich über Spenden und Unterstützung

Alle Helfer*innen, so auch Sami Khokar vom Teemobil, stellten fest, dass sich die Situation in diesem Jahr sehr verändert habe: „Früher konnten wir uns vor Zucker, Keksen, Tee kaum retten, die Leute haben alles vorbeigebracht. Jetzt müssen wir immer wieder posten, fragen, bitten, es sind viel weniger Menschen, die uns helfen.“ Dabei sei Hilfe genauso wichtig wie 2015, die Flüchtlinge seien nur inzwischen weniger sichtbar für alle. Und würden leichter vergessen. Julia Freudenberg von „Rahlstedt hilft“ meinte ergänzend: „Ja, es kommen weniger, aber auf die, die kommen,  kann man sich wirklich verlassen.“ Und betonte, wie wichtig die Vernetzung sei, um effektiv arbeiten zu können

Bürgermeister Olaf Scholz, der an diesem Tag drei Reden zum Thema Flüchtlinge gehalten hatte (ein Zeichen für die enorme Wichtigkeit des Themas, wie er sagte), bekräftigte noch einmal, dass nur die vielen Helfer*innen in Deutschland und die offenen Grenzen eine humanitäre Katastrophe verhindert hätten. Er erinnerte gleichzeitig an den Ursprung des

Olaf Scholz bedankte sich bei allen Helfer*innen
Olaf Scholz bedankte sich bei allen Helfer*innen

Namen „Ehrenamt“: Es sei eine Ehre, das Richtige für die Gemeinschaft getan zu haben. Dafür sage die Stadt allen Helfer*innen vielen Dank.

Angela Blanchard, Präsidentin der Nachbarschafts-Zentren in Houston, Texas, die regelmäßig ins Weiße Haus zur Beratung geladen wurde, meinte, es sei für sie ein Lichtblick nach Deutschland zu kommen. Hier würde so viel richtig gemacht! Den einzigen Rat, den sie uns in Sachen Flüchtlingsarbeit geben könne, sei: „We don’t share the past, just the future!“ Wir teilen nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft. Also: nicht zurückschauen, sondern nach vorne blicken. Wir dürften niemanden allein zurücklassen, Isolation sei Brutstätte für Wut und Verzweiflung. Die Antwort auf unsere Mühe sei auch nicht immer Dankbarkeit, oft überlagere Traurigkeit alle anderen Gefühle. Und ganz wichtig: Integration käme nicht in große Räume, sondern an kleine (Küchen-)Tische. Dort begänne Integration. Wir sollten alle Geduld haben, es sei zunächst nur ein kleines Pflänzchen, was da wüchse. Aber das sei normal, irgendwann würde etwas Starkes daraus.

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LaVo-Mitglied Sidonie Fernau am Stand des „Paritätischen“ im Markt der Möglichkeiten

Zwischendurch gab es viele spannende Gespräche am Stand, leckeren Kaffee und Kuchen und ab 19 Uhr sogar ein Buffet. Eine sehr gelungene Veranstaltung mit vielen Möglichkeiten zu lernen, sich auszutauschen und zu vernetzen.

 

 

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