Zum Tag der Pflege habe ich als Senior*innenpolitische Sprecherin und Sprecherin für Pflegende Angehörige in der Bürgerschaft eine Rede gehalten, in der ich auch über die Zukunft der Pflege sprechen konnte. Die verbliebene Zeit war dann leider so knapp, dass ich zum Ende hin viel weglassen musste – aber die wesentlichen Punkte, nämlich, dass wir Pflege anständig bezahlen und Sinngebung und Eigenverantwortung in den Mittelpunkt stellen müssen, waren dabei. Hier die vollständige Rede:
Herr Präsident, meine Damen und Herren,
der Tag der Pflegenden, bei dem es diesmal um die Zukunft der Pflege geht, ruft uns auf, hinzuschauen.
Überall dort hinzuschauen, wo Pflege geleistet wird.
Im Alter werden pflegebedürftige Menschen zu einem sehr großen Anteil zuhause von ihren Angehörigen versorgt.
Und das ist auch gut so, denn genauso entspricht es dem Wunsch der meisten älteren Menschen.
Viele Angehörige kommen dabei aber zunehmend an ihre Grenzen und sagen uns: Wir brauchen dringend Hilfe.
Das Engagement nahestehender Menschen in der Langzeitpflege braucht dringend mehr gesamtgesellschaftliche Unterstützung!
Beispielsweise durch eine angemessene Lohnersatzleistung für pflegende Berufstätige – ähnlich dem Elterngeld – wie wir es als Grüne im Bund fordern. Auch das flexible Entlastungsbudgets ist überfällig und muss endlich umgesetzt werden.
Wir brauchen mehr Verzahnung von professioneller Pflege und ehrenamtlicher Unterstützung, zukunftsorientierte Konzepte in der ambulanten Pflege undå eine große Vielfalt an Wohn- und Pflegekonzepten im Quartier.
Deshalb müssen wir den Fachkräftemangel stoppen, der sich aufgrund der Demografie noch weiter verschärfen wird.
Wie schaffen wir das?
U.a. die Niederlande zeigen, wie es ambulant funktionieren kann:
Mit guter Bezahlung und einem Job, der Sinngebung und Eigenverantwortung in den Mittelpunkt der Arbeit rückt! In den Niederlandenwurde daraus ein Erfolgs-System.
Die Pflegeteams organisieren sich selbst und werden nach Zeiteinsatz vergütet – nicht nach aufwändiger Dokumentation und Abrechnung einzelner Pflegehandlungen.
Wenn Dokumentation notwendig ist, muss sie jedenfalls schnell von der Hand gehen und natürlich digital erfolgen.
Auch in Hamburg haben sich viele Pflegedienste mit Unterstützung der Kassen in den letzten zwei Jahren digital aufstellen können.
Ein folgenschwerer Trugschluss wäre es allerdings, zu glauben, dass fehlende Pflegekräfte dadurch ersetzt werden könnten!
Am Ende muss mehr Zeit für Pflegende und Gepflegte herauskommen, für ein Gespräch, eine Berührung, die mehr ist als das Einspritzen von Flüssig-Nahrung in die Magensonde oder das Messen des Blutdrucks.
Denn genau das ist es, was sich Pfleger*innen vor allem wünschen: Zeit für die Arbeit. Um die erlernten Kompetenzen auch tatsächlich anwenden zu können.
Wir brauchen mehr Eigenverantwortung und Wertschätzung für die Pfleger*innen und mehr Mut und Kreativät bei der Entwicklung von Konzepten!
Meine Damen und Herren,
Das Interesse an dem so wichtigen Pflege-Beruf ist nach wie vor ungebrochen. – Lassen Sie uns also alle zusammen genau hinschauen und endlich gemeinsam handeln, um die Zukunft der Pflege zu sichern.
Vielen Dank.