Internationaler Tag der älteren Menschen in Luxemburg

Zum Tag der älteren Menschen am 1. Oktober 2025 war Christa in diesem Jahr von den neu gegründeten Luxemburger Green Seniors (Déi Greng Seniors) eingeladen. Abends sollte es einen Vortrag zu Age-friendly Cities geben und danach eine Expert*innenrunde und Zeit für Fragen. Der Veranstaltungstag begann früh um 8 Uhr im RTL Studio mit einem Interview. Ab wann ist man eigentlich alt? Was tun gegen Einsamkeit? Warum ist Versiegelung für ältere Menschen gefährlich? Die wichtigsten Aussagen wurden in den Nachrichten den ganzen Tag über wiederholt. Das war natürlich eine super Werbung, so dass sich am Ende fast 70 Zuhörer*innen im Bürgersaal in Walferdingen versammelten.

Christa startete ihre Präsentation mit dem Demografischen Wandel. In Luxemburg ist das ähnlich wie in Hamburg, durch Zuzug von außen kommt der Wandel zwar ein wenig später als in anderen Bundesländern. Aber er kommt. In den 2030er Jahren wird sich die Gruppe der Hochaltrigen in Luxemburg verdoppeln. Und die der 100jährigen um über 35% ansteigen. 

Das ist auch nicht schlimm, wenn wir darauf vorbereitet sind. Zum Beispiel durch eine Mitgliedschaft im Netzwerk der Age-friendly Cities and Communities der WHO. Weltweit haben sich schon über 1700 Städte und Gemeinden in über 60 Ländern angeschlossen.

Christa ging mit den Zuhörer*innen auf eine kleine Reise zu altersfreundlichen Orten. Thema in Porto, Belfast oder UK ist z.B. Einsamkeit. Besonders im höheren Alte, so ab 75 bis 80 Jahre, fühlen sich zunehmend Menschen einsam. Und zwar immer dann, wenn sie weniger soziale Beziehungen haben, als sie sich wünschen.

Studien zeigen, dass Einsamkeit so schädlich ist, wie jeden Tag 15 Zigaretten zu rauchen. Und immer, wenn dieses Gefühl auftaucht, werden dieselben Hirnareale aktiviert wie bei Schmerzen. Einsamkeit tut weh!

Und es gibt auch eine politische Komponente: Einsame Menschen gehen seltener wählen, engagieren sich weniger und sind anfälliger für Verschwörungstheorien. 

Frauen geben in Untersuchungen häufiger an, dass sie sich einsam fühlen – z.B. bei Verlust des Partners oder von Freundinnen. Männer reden nicht darüber, haben aber in der Regel wenig soziale Kontakte. Wenn Altersarmut dazukommt und man sich nicht mal einen Kaffee oder ein Bier leisten kann, wird es besonders schwierig.

Generell sind deshalb Begegnungsorte, die nichts kosten wichtig.

In Großbritannien gibt es speziell für Männer sogenannte men’s sheds, die sehr gern von Männern besucht werden, um zu werkeln und zu basteln. 

Viele Ältere beklagen auch, dass sie in der ärztlichen Sprechstunde nicht ernst genommen werden mit ihren Beschwerden. Das ist das Alter, hört man dann, das ist eben so. 

Auch Depressionen im Alter bleiben deshalb noch immer viel zu häufig unerkannt.

In einer deutschen Studie zeigte sich gerade, dass 60 % der Männer über 60 Jahre trotz ärztlich festgestellter Depression weder mit Antidepressiva behandelt noch psychotherapeutisch betreut wurden.

Mit zum Teil schwerwiegenden Folgen. Das Suizidrisiko steigt im Alter deutlich an – vor allem bei Männern.

Auch Altersdiskriminierung war ein Thema. In einer kürzlich durchgeführten deutschen Studie sagten 53% der Befragten: Alte hemmen den gesellschaftlichen Fortschritt und bewegen sich nicht.

Die Alten von heute sind aber nicht mehr die von vor 20 Jahren. Wir brauchen endlich realistische Bilder, die Alten sind weder die Supersenior*innen noch die schwachen Opfer, es gibt auch nicht d i e Alten, sie sind genauso unterschiedlich wie andere Generationen auch. 

Sie dürfen aber nicht länger nur als Belastung, Kostenfaktor oder Herausforderung betrachtet werden. 

Wir müssen das große Potenzial sehen, das Ältere für die Gemeinschaft haben. Und das wir dringend brauchen. 

Im Ehrenamt, bei der Enkelbetreuung, als pflegende Angehörige… 

Durch überholte Altersbilder entstehen unsinnige Altersgrenzen. Man bekommt mit 70 keinen Mietwagen mehr, kein Darlehen, soll im Ehrenamt aufhören, darf ab 70 nicht mehr als Schöffe arbeiten. Am schlimmsten ist es im Job – und wer in Rente geht, gehört sowieso zum alten Eisen. 

Negative Altersbilder können lähmen – und zwar körperlich und geistig. 

Positive Bilder beflügeln dagegen. Das geht soweit, dass Menschen mit einem positivem Altersbild im Schnitt 7 Jahre länger leben. 

Leider werden gerade in Gruppen, denen es um faire Behandlung geht, die Älteren wenig wertgeschätzt. Oft leider auch bei den Grünen. 

Wir müssen Altersdiskriminierung zum Thema machen und viel mehr darüber reden. 

Und natürlich sollten wir immer alle Generationen im Blick behalten. Generationenkonflikte sind völlig kontraproduktiv. Zu jung, zu alt, das sind zwei Seiten der gleichen Medaille. 

Alle waren jung und werden alt. Was wir heute an altersfreundlichen Maßnahmen erreichen, kommt morgen den heutigen Jungen zugute. 

Nach Christas Vortrag wurde mit Experten über Wohnraumtausch, barrierefreie Zugänge, Assistenzsysteme, Altersarmut und Altersbilder diskutiert. In Luxemburg ist einiges schon weiter als in anderen europäischen Ländern. So ist z.B. der Öffentliche Nahverkehr gratis, die Zugänge zur Tram barrierefrei, Radwege und Fußwege in der City sind oft getrennt. Es gibt sehr viele Bänke und Sitzgelegenheiten, viele Sportangebote, überhaupt viele gratis Freizeitangebote. Über Ageism, der auch hier besonders im Beruf auftritt, wird aber bisher wie in Hamburg viel zu wenig gesprochen. Altersbilder sind wie überall überholt und Altersarmut ist trotz des relativen Reichtums des Landes durchaus vorhanden. 

Spannender Austausch und guter Start für die Greng Seniors in Luxemburg! Danke an das Greng Senior Team für ihr großes Engangement, die gute Pressearbeit und die tolle Vorbereitung der Veranstaltung!

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