Bye, bye, Boomer!

Text: Christa Möller-Metzger

So hieß eine spannende Veranstaltung mit Moderatorin Karin Haist, Barbara Wackernagel-Jacobs aus dem Saarland und dem Soziologen Heinz Bude in der Körberstiftung.

1/3 aller Erwerbstätigen gehen demnächst in Rente. Sie werden dem Arbeitsmarkt fehlen, der schon heute den Mangel an Fachkräften beklagt.

Wie geht es der „Generationen der Vielen“, die sich noch gar nicht alt fühlen, damit? Immer mehr wollen freiwillig weiter arbeiten. Sie sind gesünder, fitter, aktiver und gebildeter als frühere Generationen. Die Gesellschaft sieht sie allerdings zwiespältig: Die Generation Y wirft ihnen z.B. wenig nachhaltiges Umweltdenken und eine Verstärkung der Polarisierung zwischen Arm und Reich vor.

Ist die Einteilung in Generationen aber überhaupt hilfreich? Sind es nicht vielmehr Werte, Einkommen und Bildung, die Menschen unterscheiden und nicht das Alter?

In Ostdeutschland meint die Generation der 60-70Jährigen, es gäbe im Osten ohnehin gar keine Boomer, das sei ein westlich-amerikanischer Begriff, so Heinz Bude.

Barbara Wackernagel-Jacobs (rechts), Christa Möller-Metzger (Mitte) mit Buchautorin Margaret Heckel

Laut Bude gibt es allerdings doch eine große Gemeinsamkeit dieser Generation, und das seien die Eltern. Die seien nicht von den Erfahrungen in der Weimarer Zeit geprägt, sondern vom Nationalsozialismus. Ihr „Leistungsfanatismus“, so Bude, sei sehr wichtig für die Deutsche Einheit gewesen. Für sie gehörten Pflichtbewusstsein, Treue dem Arbeitgeber gegenüber, die Wertschätzung von Arbeit zu ihrem Leben dazu. Sie hätten viel Auf und Ab erlebt, seien resilient, glaubten nicht an lineare Entwicklungsmodelle und ihre Lebenswege seien nicht immer gut ausgegangen.

Barbara Wackernagel-Jacobs betonte, dass Ruhestand nach wie vor sozialer Marker fürs Altwerden sei. Menschen fühlten sich nicht mehr gebraucht. Es sei so wichtig, Aufgaben zu behalten. Egal, ob das die Enkel seien, der Garten oder ein Ehrenamt. Ruhestand sei eine brachiale Veränderung und dadurch ein Risiko. Und wir bereiten uns nicht gut genug darauf vor.

Dumm sei auf jeden Fall, wie Menschen, die weiterarbeiten wollen, belächelt werden. Dabei seien wir immer die, die vorangegangen seien. Zuerst frauenpolitisch, wir wollten KInd und Karriere. Das Damoklesschwert der Rabenmutter hing immer über uns. Jetzt leben wir länger und müssen uns erneut als Avantgarde beweisen, schließlich will niemand 25 Jahre Fernsehschauen.

Heinz Bude meinte, wir sollten mehr nach Skandinavien blicken. Man könne in jedem Alter viel mehr lernen als viele dächten.

Karin Haist (rechts)

Am Ende der Veranstaltung wurde Karin Haist verabschiedet und erhielt Standig Ovations. Sehr zu recht, hat sie doch viel Aufklärung in Sachen demografischer Wandel betrieben. Sie hat auch die ersten Vertreter*innen altersfreundlicher Städte nach Hamburg gebracht und Age-friendly City (damit als Thema gesetzt.

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