
Podiumsdiskussion im Metropolis mit Christiane Blömeke, links, und Barbara Wackernagel-Jacobs, rechts von mir
Wann ist man eigentlich alt? Stimmen die Bilder noch, die wir vom Alter im Kopf haben? Was macht der demografische Wandel mit unserer Gesellschaft? Wie lange wollen und können wir arbeiten? Wie im Alter leben? Die Grünen Alten hatten zusammen mit der Hamburger Heinrich-Böll-Stiftung eingeladen, diese Fragen zu diskutieren – und weit über 60 Menschen waren gekommen, um im Metropolis den Film „Sputnik Moment – 30 gewonnene Jahre“ zu sehen und anschließend mit der Filmautorin, Vertreter*innen der Grünen Jugend, der Grünen Alten und der Bürgerschaft diskutieren.
„Inspirierend“, „damit will ich mich unbedingt mehr beschäftigen“, „bin froh, dass ich gekommen bin“ waren nur einige der vielen positiven Kommentare, die nach Film und Diskussion von den Gästen zu hören waren. Johannes Müller, Sprecher der Grünen Jugend und einer der Podiumsteilnehmer, meinte, er habe sich bisher mit den Chancen des demografischen Wandels noch nicht beschäftigt, fand aber die Inhalte des Films sehr spannend und wichtig. Super, ist das Thema doch gerade für die nachfolgenden Generationen so entscheidend, um rechtzeitig neue Lebens- und Arbeitsmodelle entwickeln zu können.

Jörn Dobert moderiert souverän und fragte Johannes Müller erstmal nach seinen persönlichen Altersbildern
Dadurch, dass wir alle länger leben, können wir 30 zusätzliche Jahre in unser Leben einbauen. Und uns Auszeiten z.B. in der Rush Hour des Lebens nehmen, denn viele Menschen möchten Familie und Beruf endlich miteinander vereinbaren können, mit flexibleren Arbeitszeiten als bisher – wie der gerade veröffentlichte Bericht der Bundesregierung zur Lebensqualität in Deutschland zeigt. Wenn Kind, Karriere, Partnerschaft unter einen Hut gebracht werden müssen, wünscht man sich doch nur noch eins: mehr Zeit!Alle werden zukünftig viel länger arbeiten müssen – was auch Sinn macht, da wir immer fitter und gesünder älter werden. Das bedeutet aber, dass wir uns mehr Zeit lassen könnten, nicht eine Karriere haben, sondern auch mit 50 oder 60 noch mal durchstarten können. Turbo-Abi, durchs Bachelor Studium jagen, natürlich mit super Noten, um den Master anhängen zu können und mit 23 dann den Berufsstart hinlegen – das sei für sie unerträglich, meinte Barbara Wackernagel-Jacobs in der Diskussion. Mit 29 komme vermutlich der Burn Out – und dann? Eine aktuelle Online-Studie der AOK* zeigte ja gerade, wie gestresst sich schon Student*innen fühlen.
Wir brauchen andere moderne Lebensmodelle, neue Altersbilder und einen flexiblen Übergang in die Rente. Wir wollen Caring Communities in den Bezirken, Senioren-WGs und Mehrgenerationen-Häuser. Städte und Kommunen müssen jetzt die richtigen Weichen stellen, um auf die Folgen des demografischen Wandels vorbereitet zu sein.
Leider passiert, anders als in skandinavischen Ländern, in dieser Hinsicht in Deutschland noch viel zu wenig. Auch in Hamburg wird das Thema Alter eher stiefmütterlich behandelt – da macht die grüne Fraktion keine Ausnahme, wie Christiane Blömeke, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Hamburger Bürgerschaft und u.a. zuständig für Seniorenpolitik, einräumte. „Wir haben schon viel getan, aber Alter ist einfach nicht sexy, da sind andere Themen meist interessanter…“ Wird Zeit, dass sich das ändert. Wir und die vielen Menschen, die zu unserer Veranstaltung gekommen sind, wünschen sich das jedenfalls!
Wunderbar: die 60+-Zeitschrift Brigitte WIR hat 50 Freiexemplare ausgelegt mit meinem Interview mit Barbara Wackernagel-Jacobs. Waren am Schluss alle weg!
*Repräsentativen Online-Befragung des Lehrstuhls für Marketing der Universität Potsdam und des Lehrstuhls für Marketing und Business Development der Universität Hohenheim unter mehr als 18.000 Hochschülern, im Auftrag des AOK-Bundesverbandes.
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